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26.04.2021

Corona-Umfrage: Ein Jahr Pandemie – Situation im Mittelstand bessert sich, ist aber immer noch angespannt

  • Im Frühjahr sind weniger mittelständische Unternehmen auf Kurzarbeit angewiesen als im vergangenen Herbst. Trotzdem setzt immer noch fast jeder Zweite darauf, um die Krise bewältigen zu können.
  • Weniger Firmen sehen sich zum Stellenabbau gezwungen; Personalabbau bleibt aber bei 14 Prozent der Firmen auf der Agenda.
  • Im Ernährungsgewerbe und bei kleineren Firmen ist die Not am größten.
  • Firmenkundenvorstand Uwe Berghaus: „Dass größere Firmen insgesamt etwas besser durch die Krise kommen, liegt daran, dass sie oft international und diversifiziert aufgestellt sind und sich am Kapitalmarkt refinanzieren können.“

Dem deutschen Mittelstand geht es heute besser als im Herbst 2020. Das zeigt eine repräsentative Sonderumfrage der DZ BANK, in der 1.000 Unternehmen zu ihrer Verfassung in der Corona-Krise befragt wurden. Das Ergebnis: Obwohl sich die Bundesrepublik weiterhin im Lockdown befindet und der künftige Verlauf der Pandemie kaum vorhersehbar ist, sind die Unternehmen weniger stark von Corona-bedingten Einschränkungen betroffen als dies noch im Herbst 2020 der Fall war.

Dies ist jedoch kein Grund für Entwarnung. Denn aktuell setzen immer noch rund 45 Prozent der Mittelständler auf das Instrument der Kurzarbeit, um die Auswirkungen der Pandemie abzufedern. Das sind etwas weniger als im Herbst, als 49 Prozent der Unternehmen auf Kurzarbeit angewiesen waren. Auffällig ist: Vor allem im Metall-, Maschinen- und Fahrzeugbau ging die Nutzung von Kurzarbeit deutlich zurück. Im stark gebeutelten Ernährungsgewerbe hingegen hat sich der Anteil an Mittelständlern mit Beschäftigten in Kurzarbeit von knapp 40 Prozent auf etwa 58 Prozent deutlich erhöht.

Weniger Firmen wollen Stellen abbauen, aber nicht in allen Branchen

Im Herbst planten 16 Prozent der Firmen, Corona-bedingt Stellen abzubauen. Auch diese Bereitschaft ging nun leicht zurück. Aktuell sehen sich nur noch rund 14 Prozent der Befragten gezwungen, ihren Personalbestand zu reduzieren. Lediglich im Handel sollen zukünftig deutlich mehr Stellen (17 Prozent) abgebaut werden als noch im Herbst geplant (12 Prozent). Unter den Firmen mit einem Umsatz von bis zu 5 Millionen Euro stieg die Bereitschaft zum Stellenabbau seit Herbst von 13 auf 16 Prozent an.

Jeder fünfte kleinere Mittelständler nutzt Sonderkredite

Generell scheinen kleinere Mittelständler deutlich mehr unter der Krise zu leiden als größere. Das belegt die Zahl der Corona-Sonderkredite, auf die in diesem Segment 21 Prozent angewiesen sind. Im Herbst war das nur bei 15 Prozent dieser Unternehmen der Fall. Das Niveau liegt damit nun wieder auf dem zu Beginn der Krise. Am stärksten betroffen ist das Ernährungsgewerbe, in dem sich jeder dritte Befragte nur noch mit Hilfe von Zusatzkrediten über Wasser halten kann.

Für kleinere Mittelständler wird zudem auch eine Neuausrichtung ihres Geschäfts immer wichtiger, um nach der Pandemie gut aufgestellt zu sein. Mittlerweile geht jeder Fünfte unter ihnen davon aus, grundlegende Anpassungen vornehmen zu müssen. Im Herbst planten das etwas weniger, nämlich nur knapp 19 Prozent aus dieser Größenklasse. Bei den größeren Firmen lässt die Bereitschaft dazu, das Geschäftsmodell anzupassen, zwar tendenziell nach, ist aber ebenfalls längst noch nicht vom Tisch.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Lage im Mittelstand nach wie vor ernst ist“, betont Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. „Sehr viele Firmen sind immer noch auf staatliche Hilfen angewiesen. Dass größere Firmen insgesamt etwas besser durch die Krise kommen, liegt unter anderem daran, dass sie oft international und diversifiziert aufgestellt sind und sich am Kapitalmarkt refinanzieren können.“

Mittelständler kritisieren Umsetzung der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung

Mit der Unterstützung der Bundesregierung sind die Mittelständler bislang nur bedingt zufrieden. Durchschnittlich bewerten die Befragten die Reaktion der Regierung auf die Pandemie mit der Schulnote 4+. Den Umfang der zur Verfügung gestellten Gelder betrachten die Firmen mit einer Durchschnittsnote von 3,5 aber noch als befriedigend.

Der große Knackpunkt ist für viele allerdings die Umsetzung der Maßnahmen. „Zu langsam, zu bürokratisch“ bemängeln die Mittelständler in der Befragung – und vergeben die Durchschnittsnote 4,3. Ins Auge springen die großen Branchenunterschiede: Die Dienstleistungsbranche zeigt sich im Schnitt weitaus zufriedener (3,9) als beispielsweise der Bausektor (4,8).

„Die Firmen brauchen in dieser Phase der Pandemie vor allem eines: Planbarkeit“, so Uwe Berghaus. „Wenn sich die Regierung bei Umsetzung und Tempo der Hilfsmaßnahmen verbessert, dürfte sich auch die Stimmung im Mittelstand über den Sommer weiter aufhellen.“

Über die Sonderumfrage

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 10. bis zum 26. März 2021 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen. Die DZ BANK hat die Umfrage bereits zum dritten Mal durchgeführt.

Weitere Informationen sowie die vollständige Studie finden Sie hier.

Lisa Unbehaun