Abteilungsleiterin Andrea Kuhlmann berichtet
Karriere und Kind unter einen Hut zu bekommen, ist nach wie vor ein Balanceakt. Damit er gelingt, müssen flexible Modelle her, die einen Aufstieg trotz privater Verpflichtungen möglich machen. Dazu gehört auch das Führen in Teilzeit. Andrea Kuhlmann, Abteilungsleiterin im Bereich Konzern Risikocontrolling, berichtet, wie es gelingen kann, in reduzierter Zeit erfolgreich ein Team zu führen.
Frau Kuhlmann, Sie leiten die Abteilung Adressrisiko/Prozesse Handel in Teilzeit. Wie kam es dazu?
Ich habe 2012 als Gruppenleiterin bei der DZ BANK angefangen, zunächst in Vollzeit. Nach meiner ersten Elternzeit kam ich Anfang 2015 als Gruppenleiterin in Teilzeit zurück. 2018 wurde ich dann in Teilzeit zur Abteilungsleiterin befördert. Durch Umstrukturierungen im Bereich war ich als Abteilungsleiterin bisher verantwortlich für unterschiedliche Gruppen des Kredit-, Markt- und Liquiditätsrisikos. Inhaltlich hat sich also in den letzten Jahren viel verändert, die Teilzeit ist jedoch seit 2015 in unterschiedlichen Ausgestaltungen – zwischen 50 und 85 Prozent – geblieben.
Was war für Sie die größte Herausforderung, als Sie reduziert haben?
Mir ist es wichtig, dass ich für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine offene Tür habe, um kurzfristig ansprechbar zu sein und ihnen als Sparringspartner zur Verfügung zu stehen. Zudem möchte ich Anfragen nicht lange unbeantwortet lassen und Aufgaben fristgerecht erledigen. In reduzierter Anwesenheit waren all diese Ansprüche an mich selbst schwieriger zu realisieren, da ich viele Termine auf weniger Arbeitszeit verteilen musste. Für mich hat es sich als wesentlich herausgestellt, dass ich die diversen Themen auf meinem Schreibtisch fortlaufend priorisiere, dass ich Termine und Themen angemessen delegiere und dass ich meinen Arbeitstag noch strukturierter organisiere. Dann klappt eine Führungsrolle auch in Teilzeit sehr gut.
Das A und O sind eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, eine intensive und offene Kommunikation sowie ein hohes Maß an Selbstorganisation und -disziplin.
Wie haben Sie sich im Team organisiert und wer trifft Entscheidungen, wenn Sie nicht da sind?
Ich habe erfreulicherweise sehr eigenverantwortliche Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter an meiner Seite, an die ich guten Gewissens Entscheidungen delegieren kann. Wenn das mal nicht möglich oder vorab noch eine Abstimmung mit mir notwendig ist, dann wissen meine Kollegen, dass ich flexibel erreichbar bin. Aber glücklicherweise sind die meisten Entscheidungen nicht derart zeitkritisch, dass das wirklich nötig wäre. Zumal ich aktuell jeden Tag arbeite, so dass eine Entscheidung nicht wirklich lange auf mich warten muss.
Hat das Führen in Teilzeit von Anfang an gut geklappt?
In meiner Rolle als Abteilungsleiterin war es für alle Beteiligten anfangs Neuland, da der Großteil der Teams noch keine Abteilungsleiterin in Teilzeit hatte. Die Führungskräfte in meiner Abteilung bekommen wahrscheinlich häufiger Abteilungsleiter-Termine delegiert als andere Gruppenleiter. Aber ansonsten habe ich nicht den Eindruck, dass es Anlaufschwierigkeiten gab.
Wie haben Sie sich selbst darauf vorbereitet, dass Sie nicht immer alle Zügel in der Hand haben?
Ich denke, das A und O sind eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, eine intensive und offene Kommunikation sowie ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstdisziplin. Wenn das gegeben ist und man als Führungskraft auch mal Verantwortung delegieren kann, fällt das Zügelloslassen gar nicht so schwer. Und so gelingt es auch, weiterhin nah an den Themen zu bleiben, in Richtung Senior Management auskunftsfähig zu sein und zudem ein gefragter Sparringspartner für die Mitarbeiter. Das Delegieren von Verantwortung klappt natürlich nur, wenn die Teams den Ball auch auffangen. Meine Teams haben das von Anfang an mit großem Engagement und hohem Verantwortungsbewusstsein getan.