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  • Toma Kubiliute sitzt in der Abenddämmerung auf einem Felsvorsprung und blickt auf eine zerfurchte Gebirgslandschaft.

    Einmal um die Welt und zurück

    DZ BANK Mitarbeiterin Toma Kubiliute
    hat sich erfüllt, wovon viele träumen:
    Sie hat ein Sabbatjahr eingelegt und ist um die Welt gereist.
    Allein und trotz der Vorbehalte ihrer Familie und Freunde – denn Kubiliute ist gehörlos.

21 Länder auf vier Kontinenten

Innerhalb eines Jahres bereist sie 21 Länder auf vier Kontinenten, lernt unterschiedlichste Menschen kennen – und findet dabei sich selbst. „Einsam habe ich mich wirklich nie gefühlt, nicht ein einziges Mal“, Toma Kubiliute schüttelt entschieden den Kopf. In einem Jahr hat die gebürtige Litauerin mehr erlebt als andere in ihrem ganzen Leben. Als sie 2016 beschließt, um die Welt zu reisen, ist für sie klar, dass sie das allein tun möchte. „Neben den Ländern und Kulturen, die ich erkunden wollte, ging es mir auch darum, mal für längere Zeit aus dem Alltag auszubrechen, zu reflektieren und mich selbst besser kennenzulernen“, so Kubiliute. Dass sie als Frau so eine Reise allein antritt, ist keineswegs selbstverständlich, noch dazu, weil sie gehörlos ist.

Einsam habe ich mich wirklich nie gefühlt, nicht ein einziges Mal.

Toma Kubiliute
Ein kleines Kind darf Toma Kubiliutes Gesicht mit Fingerfarben bemalen, die gehörlose Reisende und das Kind lächeln.

Doch Kubiliute, deren Gruppe im Bereich Operations mit der Prüfung von Transaktionen im Kapitalmarktgeschäft befasst ist, spornt genau das an. „Es gab zwar schon gehörlose Männer, die solo gereist sind, aber eben noch keine Frau“, erzählt sie. Ihr Vorhaben fest im Blick, vereinbart sie einen Termin mit HR wegen eines Sabbatjahrs. Vorher weiht sie ihren Gruppenleiter ein. „Natürlich wollten alle wissen, was ich vorhabe, wozu ich das Jahr nutzen möchte.“ Sie schildert ihre Pläne und erntet große Zustimmung. „Als nächstes habe ich einen Antrag gestellt und acht Monate später bin ich aufgebrochen“, erinnert sie sich. „Das war wirklich unkompliziert.“

Der Auftakt: die Kulturwoche für Gehörlose in Tansania

Die Zwischenzeit nutzt Kubiliute für die Planung. „Acht Monate für so ein Vorhaben sind schon eher knapp bemessen, aber es hat trotzdem gereicht.“ Ganz oben auf ihrer Liste steht Afrika. „Das war das Einzige, was für mich gesetzt war, danach wollte ich eher spontan entscheiden und flexibel bleiben“, erklärt sie. Sie fliegt nach Tansania, wo zu der Zeit eine Kulturwoche für Gehörlose stattfindet – ein idealer Auftakt. „Ich war schon ein paar Mal in Tansania und habe mein Herz an das Land verloren.“ Kubiliute hilft sogar ehrenamtlich mit, bringt sich ein und kommt dabei richtig an. „Das war eine sehr spannende Erfahrung. Als einzige weiße Frau habe ich natürlich Aufmerksamkeit auf mich gezogen und bin mit vielen ins Gespräch gekommen“, erzählt sie.

Die Menschen vor Ort – ob hörend oder gehörlos – begegnen ihr mit Offenheit und großem Interesse. „Ich habe dort unheimlich viele Kontakte geknüpft, die ich auch heute noch pflege.“ So dehnt sich ihr erster Aufenthalt von fünf auf sieben Wochen aus. „Ich hätte auch noch länger bleiben können, so wohl und gut aufgehoben habe ich mich gefühlt.”

Toma Kubiliute blickt in eine teils grüne, teils wolkenverhangene Gebirgslandschaft.

Als Frau – besonders als gehörlose Frau – weckt man oft ein Schutzbedürfnis.

Toma Kubiliute

Bus, Zug, Auto oder Boot: nicht immer ungefährlich, immer abenteuerlich

Trotzdem setzt sie ihren Trip fort. Mit dem Zug reist sie nach Sambia, dann weiter nach Botswana, Namibia, Südafrika und Lesotho – alles ohne Flugzeug. „Ich war nur mit dem Bus, Zug, Auto oder Boot unterwegs. Und ich meine nicht den Touri-Bus. Das war nicht immer ungefährlich, aber dafür abenteuerlich.“ Insgesamt bleibt sie vier Monate in Afrika, bevor sie nach Asien und Nord- und Südamerika weiterreist, wo sie nochmal fünf und vier Monate verbringt. Die Vorteile des Alleinreisens erfährt sie überall gleichermaßen. „Man wird anders wahrgenommen, wenn man allein unterwegs ist und eher mal angesprochen.

Als Frau – besonders noch als gehörlose Frau – weckt man darüber hinaus oft ein Schutzbedürfnis.“ Egal, wo sie hinkommt, Kubiliute wird herzlich aufgenommen, zum Essen eingeladen, beherbergt und auch mal dem ganzen Dorf vorgestellt. „Manchmal musste ich mich regelrecht rausziehen, um etwas Ruhe zu finden“, schmunzelt sie.

Viel größere Bereitschaft zur Verständigung – ganz anders als in Deutschland

Dass sie gehörlos ist, tut dem interkulturellen Austausch keinen Abbruch: „Im Ausland sind Hörende wie Gehörlose mit Sprachbarrieren konfrontiert. Da switcht man automatisch schnell mal auf Körpersprache. Für Gehörlose ist es mitunter einfacher, das zu verstehen, da wir sehr visuell denken.“ Hinzu kommt, dass viele der Kulturen, die Kubiliute bereist, ohnehin viel in Körpersprache kommunizieren. Aber auch per Schrift, Text und Übersetzungs-Apps behilft sie sich. „Und wenn wir mal keinen Stift oder Handy zur Hand hatten, dann haben wir eben die Natur genutzt und zum Beispiel mit Stöcken in den Sand gemalt.“

Einzig in Südamerika fällt ihr die Kommunikation etwas schwerer. „Ich habe Englischkenntnisse, kann aber kein Spanisch. Das war in Südamerika herausfordernd.“ Ob gleiche Sprache oder nicht, was Kubiliute überall feststellt: Alle nehmen sich die Zeit, um sich mit ihr auszutauschen. „Die Menschen waren nie genervt, sondern immer bemüht, sich mit mir zu verständigen. In Deutschland erlebe ich das leider anders. Hier stoße ich öfter auf Unverständnis.“ 

Heute fühle ich mich in der Position, auch andere zu ermutigen, ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Toma Kubiliute
Ein kleines Kind darf Toma Kubiliutes Gesicht mit Fingerfarben bemalen, die gehörlose Reisende und das Kind lächeln.

Neues Selbstbewusstsein, neue Inspirationen

Als sich ihre Reise dem Ende nähert, kämpft Kubiliute mit gemischten Gefühlen. Einerseits freut sie sich auf Freunde und Familie zuhause, andererseits ist sie vom Reisen noch nicht „satt“. „Ich habe länger gebraucht, mich hier wieder einzugewöhnen und alles so zu akzeptieren, wie es ist.“ Ihr Umkreis ist nachsichtig, auch die Kollegen nehmen sich viel Zeit, sie wieder „onzuboarden“. Auch wenn sie mittlerweile wieder ganz angekommen ist, ihre Reise hat Kubiliute nachhaltig geprägt. „Ich war vorher ein extrem ungeduldiger Mensch, das hat sich komplett gewandelt. Außerdem lege ich nicht mehr so viel Wert auf Materielles“, resümiert sie.

Zudem wird ihr klar, dass sie dringend einen Standortwechsel braucht. „Ich habe mich in Frankfurt schon länger nicht mehr so wohlgefühlt. Auf der Reise habe ich gemerkt, wie gut es mir tut, in der Natur zu sein. Also bin ich aktiv geworden, habe mir etwas Neues gesucht und bin nach München gezogen.“ Das Selbstbewusstsein dafür – ebenfalls ein Resultat ihrer Reise. „Ich bin mit jeder Herausforderung, die ich unterwegs gemeistert habe, ein Stück gewachsen. Heute fühle ich mich in der Position, auch andere zu ermutigen, ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen.“ Und genau das macht sie: Kubiliute hält Vorträge in ganz Deutschland und inspiriert Gehörlose wie Hörende mit ihrem Mut. Ihr Fazit: „Die alte Toma möchte ich nicht mehr sein.“


Auch der Bayerische Rundfunk hat über Toma Kubiliute und ihre Reise berichtet. Den Bewegtbildbeitrag gibt es hier 

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