03.12.2024

Genossenschaften im Aufwind: Zukunftsmodell mit Tradition

Genossenschaftsstatistiker Michael Stappel

Im Vorfeld des Internationalen Jahres der Genossenschaften 2025 der UNO zeigt der aktuelle Genossenschaftsbericht 2024 die wachsende Bedeutung der genossenschaftlichen Wirtschaftsform. Mit rund 7.800 Unternehmen über 22 Millionen Mitgliedern bleiben Genossenschaften eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Von den rund 30 Millionen Kunden der Genossenschaftsbanken sind 17,8 Millionen zugleich Mitglieder und somit Teilhaber ihrer Bank. Die Wohnungsgenossenschaften verzeichnen 3,2 Millionen Mitglieder.

„Die Entwicklung neuer Genossenschaftsmodelle und das Werben für die Genossenschaftsidee bleiben eine Daueraufgabe. Mit ihrer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, demokratische Mitbestimmung und regionale Verankerung erweisen sich Genossenschaften als zeitgemäße Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen - vom Klimawandel bis zum demografischen Wandel“, betont unser Genossenschaftsstatistiker Michael Stappel bei der Vorstellung des neuen Genossenschaftsberichts. „Das bevorstehende Internationale Jahr der Genossenschaften 2025 kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein.“

Wirtschaftliche Lage und Herausforderungen

Die gesamtwirtschaftliche Lage bleibt angespannt: Verunsicherte Haushalte, ein Einbruch der Investitionen und gestiegene Baukosten belasten die Konjunktur. Doch gerade in Krisenzeiten beweisen Genossenschaften ihre Stärke. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten in der ersten Jahreshälfte 240 neue Genossenschaften gegründet werden – ein Anstieg von fast 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Energiegenossenschaften als Wachstumsmotor

Besonders erfreulich entwickelt sich weiterhin der Bereich der Energiegenossenschaften – mit einem Wachstum von über 62 Prozent bei Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr. „Die Energiewende braucht das genossenschaftliche Modell, um breite Bevölkerungsschichten aktiv einzubeziehen“, betont Stappel. Innovative Modelle wie Nahwärmenetze oder Bioenergiedörfer zeigen, wie ganze Gemeinden durch genossenschaftliche Zusammenarbeit ihre Energieversorgung nachhaltig gestalten können.

Starker Arbeitgeber trotz Herausforderungen

Die Genossenschaftsorganisation beschäftigt über eine Million Menschen in Deutschland. Die größten Arbeitgeber sind dabei die gewerblichen Genossenschaften mit über 738.000 Beschäftigten, gefolgt von der Genossenschaftlichen Finanzgruppe mit etwa 170.000 Mitarbeitenden. Allerdings macht sich der allgemeine Fachkräftemangel auch hier bemerkbar. Die Genossenschaften reagieren darauf mit verstärkter Digitalisierung und innovativen Arbeitskonzepten. „Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass das Genossenschaftsmodell auch im digitalen Zeitalter überzeugende Antworten auf aktuelle Herausforderungen bietet“, so das Fazit von Michael Stappel.  

Eine Leseprobe des Genossenschaftsberichtes 2023 finden Sie hier.