„Es wäre schön, wenn die künftige Regierung die Förderlandschaft vereinfacht“ – Wencke Engbers im Interview
Die Bundestagswahlen liegen hinter uns und mit der Verabschiedung des Koalitionsvertrags steht die Regierungsbildung kurz vor dem Abschluss. Für die Kolleginnen und Kollegen des Bereichs Investitionsförderung ist das eine spannende Phase. Welche Auswirkungen ein Regierungswechsel auf unser Fördermittelgeschäft hat und wie der Bereich die Genossenschaftsbanken konkret unterstützt erklärt Bereichsleiterin Wencke Engbers im Interview.

Wencke, im Bereich Investitionsförderung habt ihr zuletzt sehr genau nach Berlin geschaut. Warum spielen Regierungswechsel eine so große Rolle in eurem Geschäft?
Wir vertreiben keine eigenen Produkte, sondern Förderkredite und Zuschüsse von öffentlichen Förderinstituten – zum Beispiel von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Das heißt: Die Entscheidung, welche Förderprodukte es gibt und wie attraktiv sie ausgestaltet sind, liegt in der Hand der Regierung. Damit kann auch jeder Regierungswechsel große Veränderungen für unser Geschäft mit sich bringen.
Nun steht die schwarz-rote Regierung nahezu fest. Was bedeutet das für das Fördermittelgeschäft?
Die neue Regierung will den Fokus auf die Stärkung der Wirtschaft legen. Im Koalitionsvertrag sind neben den angekündigten steuerlichen Erleichterungen und dem Abbau von Bürokratie auch unternehmerische Investitionen ein zentrales Thema. Inwieweit diese mit zusätzlichen Förderungen unterstützt werden können, bleibt abzuwarten.
Außerdem beobachten wir aufmerksam die Entwicklung der zuletzt stark nachgefragten Förderung für Investitionen in Energieeffizienz, Klima- und Umweltschutz. Angesichts der vielen politischen Herausforderungen dieser Tage ist die Frage, welche Priorität das Thema haben wird. Der Koalitionsvertrag verspricht zumindest die Fortführung der Programme, mit denen die Reduzierung von CO2-Emissionen gefördert werden.
Die Probleme bei der Förderung für den Bau, Kauf und die Sanierung von Wohnimmobilien bleiben die gleichen. Von den geplanten 400.000 neuen Wohneinheiten pro Jahr sind wir weit entfernt. Die Regierung muss sich der schweren Aufgabe stellen, bezahlbaren und gleichzeitig klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen. Ohne die konsequente Weiterführung oder sogar den Ausbau der Förderung wird das aus meiner Sicht nicht funktionieren.
Gibt es auch positive Entwicklungen?
Positiv für das Fördermittelgeschäft ist, dass ein Teil des 500 Milliarden Euro schweren Schuldenpakets dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zugeführt wird - aus diesem Fonds werden auch viele staatliche Förderprogramme gespeist.
Was bedeutet das konkret für eure Arbeit im Bereich?
Wir schaffen die Voraussetzungen dafür, dass die Genossenschaftsbanken und die DZ BANK Fördermittel als günstige Finanzierungslösung anbieten können. Wenn es Veränderungen in der Produktlandschaft gibt, informieren wir die Beraterinnen und Berater, helfen bei der Beantragung und Bearbeitung, ermitteln Vertriebspotenziale und unterstützen sie bei der Kundenansprache.
Außerdem stellen wir die technischen Anwendungen und Prozesse zur Verfügung, mit denen die Banken Fördermittel für ihre Kundinnen und Kunden beantragen und bearbeiten. Hier gilt es, neue oder geänderte Programme vor allem schnell zu integrieren. Angesichts begrenzter Fördertöpfe ist eine zuverlässige, automatisierte Antragsstrecke ein echter Wettbewerbsvorteil.
Welche Themen beschäftigen die Genossenschaftsbanken in Bezug auf das Fördermittelgeschäft?
Bei der Immobilienfinanzierung gibt es einen klaren Trend weg vom Neubau und hin zur Sanierung. Hier gibt es eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten, wir bekommen allerdings das Feedback der Genossenschaftsbanken, dass die Programme teilweise sehr kompliziert und bürokratisch sind. Das geben wir auch an die Förderinstitute weiter. Es wäre schön, wenn die künftige Regierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag hält und die Förderlandschaft vereinfacht.
Im Firmenkundengeschäft ist die Kreditnachfrage eher verhalten. Durch die anhaltende Rezession in Deutschland herrscht im Mittelstand viel Verunsicherung. Die Banken gehen daher aktuell stärker als in der Vergangenheit in die aktive Kundenansprache – das fällt mit attraktiven Förderprodukten natürlich deutlich leichter.
Was bedeutet die Unsicherheit auf dem Fördermittelmarkt eigentlich für Privatpersonen und Unternehmen, die konkrete Investitionen planen?
Es kann durchaus passieren, das Förderprogramme auslaufen. Dann heißt es, schnell zu reagieren, um die Fördermöglichkeiten noch bestmöglich auszunutzen. Ein Beispiel hierfür ist die aktuelle Heizungsförderung, zu der wir die Prognose wagen: Großzügiger wird es nicht mehr!
In anderen Feldern kann es sich auch lohnen, abzuwarten, wenn eine Verbesserung der Konditionen zu erwarten ist. Um das abzuwägen, ist eine enge Abstimmung zwischen Bank und Kunde wichtig.