12.04.2024

Der DAX ist nicht Deutschland: DZ BANK Research erhöht Index-Prognose trotz hiesiger Wirtschaftsflaute

Michael Holstein erwartet nur eine langsame Erholung

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiewende – Deutschlands Wirtschaft steht so stark unter Druck wie lange nicht mehr. Das DZ BANK Research erwartet für das laufende Jahr ein Wachstum von nur 0,5 Prozent. „Die aktuellen Umfragen im deutschen Unternehmenssektor zeigen ein stark eingetrübtes Stimmungsbild. Vor allem im Einzelhandel und Bausektor drückt der Schuh. Bis zu einer nachhaltigen Besserung dürfte es noch dauern“, erklärt Chefvolkswirt Michael Holstein.

Trotzdem schrauben die Analysten ihre Aktienmarktprognosen weiter nach oben. Für den deutschen Leitindex erwartet das DZ BANK Research zum Ende des Jahres nun 19.500 statt 18.200 Zähler. Mit Blick auf Mitte 2025 prognostizieren die Experten sogar 20.000 Punkte. Auch für die US-Börsen erhöhen die Analysten ihre Prognosen. Statt 5.200 rechnet die Bank für den S&P 500 Ende Dezember nun mit 5.600 Punkten. Woher die Diskrepanz zwischen Wirtschaftsentwicklung und Aktienumfeld in Deutschland kommt? „Die DAX-Performance reflektiert die Stärke der Großunternehmen und deren Anpassungsfähigkeit an globale Marktbedingungen. Das breitere deutsche Wirtschaftsumfeld spielt kaum eine Rolle. Das Wachstum geschieht außerhalb der hiesigen BIP-Rechnung,“ sagt Michael Kopmann, der das Aktienresearch leitet.  

Laut Michael Kopmann spielt das Ausland für den Dax die entscheidende Rolle

Die deutschen Global Player seien in der Lage trotz teils stagnierender Absatzmengen hohe Preise durchzusetzen. „Diese Stärke hat den großen Firmen erlaubt, sogar in herausfordernden Zeiten Rekordgewinne zu verbuchen und ihre Rolle als Inflationsgewinner unter Beweis zu stellen“, ergänzt Kopmann. Dass ein weiter steigender DAX-Kurs Deutschland beim Weg aus dem wirtschaftlichen Tal nützt, glaubt der Wirtschaftswissenschaftler deshalb kaum. Entscheidend für den deutschen Leitindex sei die Weltwirtschaft insgesamt. „Viele Volkswirtschaften stehen besser da als vor sechs Monaten. Insbesondere Amerika zeigt sich robust. Zudem ist die US-Fiskalpolitik sehr expansiv – das trifft auf die Biden-Administration zu und wäre auch unter Donald Trump so“, betont Michael Kopmann. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Aktienmarkt sei außerdem die Entwicklung rund um Künstliche Intelligenz.

Deutschlands Wirtschaft braucht Entlastungssignale durch die Politik
Und wie geht es mit der deutschen Wirtschaft weiter? Laut Michael Holstein dürfte Deutschland die wirtschaftliche Talsohle durchschritten haben. „Die ifo-Umfrage im März hat sich verbessert. Das macht Hoffnung auf eine allmähliche Erholung“, so Holstein. Trotzdem betont der Volkswirt, wie wichtig es sei, dass die Politik für Entlastung der Wirtschaft sorgt. „Unternehmen leiden immer stärker unter einem steigenden Bürokratieaufwand, anziehenden Betriebskosten und hohen Steuersätzen. Hier muss der Staat endlich gegensteuern“, betont der Experte.