Blockchain revolutioniert Zahlungsverkehr und Kapitalmarktabwicklung
DZ BANK Vorstand Thomas Ullrich: „Blockchain ist der zentrale Baustein für die Bank-Infrastruktur der Zukunft.“
Der Blockchain-Technologie wird nachgesagt, dass sie ganze Industrien verändern kann. Das gilt auch für die Finanzbranche. Schon jetzt führen Kryptowährungen, die auf Grundlage der Blockchain funktionieren, zu einem Umdenken bei Banken. Immer mehr Geldhäuser ermöglichen institutionellen und privaten Kunden den Zugang zu Bitcoin und Co. „Der größte Nutzen dieser Technologie liegt jedoch in der Kapitalmarktabwicklung, da Transaktionen durch die dezentrale Datenbank effizienter, günstiger und sicherer werden“, sagt DZ BANK Vorstand Thomas Ullrich in einem Pressegespräch.
Im Laufe des nächsten Jahres wird die DZ BANK nicht nur gemeinsam mit Atruvia und dwp Bank eine Lösung zur Direktanlage in Kryptoassets an den Start bringen, sondern auch eine Kryptoverwahrplattform für Kunden und die Bank selbst implementieren. Darüber können digitale Finanzinstrumente jeglicher Art abgewickelt und verwahrt werden. „Mit diesem Angebot können wir langfristig Kompetenz in der Blockchain-Technologie aufbauen“, so Ullrich. „Das ist wichtig, weil Blockchain-spezifische Aspekte inzwischen Einzug in viele Bereiche der Finanzwelt halten und die Technologie der zentrale Baustein der Infrastruktur der nächsten Jahrzehnte sein wird.“
Kryptowährungen bleiben hochspekulatives Segment
„Auch wenn manche in Bitcoin & Co. die Zukunft des Geld- und Finanzsystems sehen: Kryptowährungen haben zwar neue Möglichkeiten eröffnet, traditionelle Währungen sind aber keineswegs überflüssig“, ordnet Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ BANK die aktuelle Debatte um alternative Währungen ein. Zwar gibt es mittlerweile sowohl für private als auch für institutionelle Anleger komfortable Einstiegsmöglichkeiten in Kryptoassets. Es bleibt aber eine hohe Schwankungsanfälligkeit. Die Marktkapitalisierung ist seit November 2021 von drei Billionen US-Dollar auf aktuell rund eine Billion gesunken. „Von digitalem Gold kann zudem momentan keine Rede sein“, so Hettler.
Kapitalmarktexperten: Klare und einheitliche Rahmenbedingungen sind zentral
Gerd Hartung, Head of New Digital Marktes bei der Deutsche Börse, sieht grundlegende Veränderungen auf die Wertpapiermärkte zukommen: „Die nächste Stufe der Digitalisierung geht über Prozesse hinaus und nimmt die Finanzinstrumente selbst in den Blick.“ Er plädiert für transparente Regelwerke mit klaren Standards und regulatorischer Einbettung, die von vielen Teilnehmern gemeinschaftlich genutzt werden können. „Dafür braucht es signifikante Anstrengungen und Investitionen auf breiter Front, die auch die Anpassung von Geschäftsmodellen erfordern.“
Aber auch jenseits des Wertpapiergeschäfts sind die Chancen enorm. Die DZ BANK hat mit den Smart Derivative Contracts, die außerbörsliche Derivate digitalisieren sowie der digitalen Schuldscheinplattform Finledger bereits erste Erfahrungen gesammelt. „Wir haben zeigen können, welch großes Potenzial in der Nutzung der Technologie auch in der Kapitalmarktabwicklung steckt“, sagt Dr. Holger Meffert, Leiter Wertpapiermanagement bei der DZ BANK. „Die Blockchain ermöglicht uns nicht nur Transaktionen viel schneller abzuwickeln, sondern auch Prozesse über verschiedenste Finanzinstrumente hinweg zusammenzulegen. Damit senken wir nicht nur den operativen Aufwand und die Ausfallrisiken deutlich, sondern können auch die Liquidität minimieren.“
Der Digitale Retail-Euro braucht keine Blockchain
Für den Digitalen Euro der Europäischen Zentralbank bietet die Blockchain hingegen keinen nennenswerten Mehrwert. Hier stehen andere Themen im Fokus. Für die Zentralbank muss es vorrangig darum gehen, einen Stabilitätsanker für das digitale Zeitalter bereitzustellen. Zudem soll die Souveränität des Euroraums im Bereich Zahlungsverkehr gewährleistet werden. „Diese Ziele lassen sich mit klassischen Zahlungssystemen verwirklichen“, sagt Claus George, Leiter Digitalisierung & Innovation im Transaction Banking der DZ BANK. „Eine auf der Blockchain-Technologie basierende Zentralbankwährung kann der Stabilität des Finanzsystems hingegen schaden, da Innovationen durch die Privatwirtschaft gehemmt werden.“ Dazu gehört die Tokenisierung des Giralgeldes, an der mehrere große Geschäftsbanken aus dem Euroraum arbeiten. „Solche Initiativen sind gerade mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums wichtig. Eine staatliche Lösung hat in den letzten Jahrzehnten in den seltensten Fällen die bessere Lösung erbracht.“