Lebensmittel: Steigende Preise durch Corona
DZ BANK Analyst Claus Niegsch über die Versorgungslage in schwierigen Zeiten
Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. Das bekommen die Menschen in Deutschland auch in den Supermärkten zu spüren. Die Versorgung bleibt zwar grundsätzlich gesichert, aber Verbraucher werden künftig Abstriche machen müssen, so DZ BANK Analyst Claus Niegsch in einer neuen Studie.
Wie ist die Versorgungslage jetzt in Zeiten von Corona?
Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln genießt auch in Zeiten der Corona-Pandemie höchste Priorität. Wir alle kennen aber die Bilder von leeren Regalen in Supermärkten und Drogerien. Die waren bisher auf Hamsterkäufe zurückzuführen, die sich zunächst vor allem auf Hygieneartikel, Desinfektionsmittel und Schutzmasken konzentriert hatten und dann auch Lebensmittel wie etwa Nudeln, Mehl und Hefe betrafen. Künftig dürften wir aber auch eine reduzierte Obst- und Gemüseauswahl vorfinden.
Woran liegt das?
Das hat zweierlei Gründe: Zum einen ist die Einreise ausländischer Saisonarbeiter nach Deutschland, die wir gerade jetzt dringend bräuchten, aufgrund des Virus weitgehend verboten. Die gerade beschlossenen Ausnahmen von dieser Regelung reichen dabei nicht aus. So dürfen nun zwar im April und Mai je 40.000 Saisonarbeiter unter strengen Auflagen mit dem Flugzeug aus Osteuropa einreisen. Benötigt werden aber bis zu 85.000 je Monat. Bisher waren in der Landwirtschaft jährlich sogar insgesamt knapp 300.000 Saisonarbeitskräfte beschäftigt. Zudem werden auch die Importe, die letztes Jahr mit fast 66 Milliarden Euro immerhin 28 Prozent vom Gesamtumsatz von Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe ausgemacht haben, zurückgehen. Die Einfuhren kommen aus den Niederlanden und Polen, aber auch aus den von der Krise besonders getroffenen südeuropäischen Ländern. So werden etwa rund drei Viertel aller Zitrusfrüchte aus Spanien geliefert. Quarantänemaßnahmen und Produktionsstilllegungen vor Ort dürften zu geringeren Lieferungen führen. Angesichts des knapperen Angebots sind steigende Preise zu erwarten.
Sind die steigenden Lebensmittelpreise ein erstes Anzeichen für eine Inflation?
Nein, aber die Preissteigerungen bei Lebensmitteln werden sich in der deutschen Inflationsrate niederschlagen. Nahrungsmittel haben im Warenkorb ein Gewicht von rund 8,5 Prozent. Selbst unter der Annahme, dass sich der aktuell zu beobachtende Trend noch fortsetzt, würde die Inflationsrate in Deutschland dadurch vorübergehend nur um etwa 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte ansteigen. Demgegenüber dürften allein die Energiepreise vor dem Hintergrund des Ölpreisverfalls eine inflationssenkende Wirkung in der Größenordnung von mindestens 0,5 Prozentpunkten haben. Ein Anstieg der Inflationsrate durch die steigenden Lebensmittelpreise ist deshalb sehr unwahrscheinlich.
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