27.05.2024

Sonderbefragung: Mittelstand erwartet Entlastung bei Bürokratie dank Künstlicher Intelligenz

  • Knapp 60 Prozent der Unternehmen glauben, dass ihnen generative KI bei der Bewältigung bürokratischer Lasten helfen wird – vor allem die Baubranche ist optimistisch. 
  • 61 Prozent rechnen damit, dass KI zu effizienteren Prozessen im Unternehmen führt und die Produktivität erhöht.
  • Nur ein Drittel der Firmen setzen generative KI bislang nicht ein. Rund ein Viertel setzt bereits zu Recherchezwecken oder um Texte aufzubereiten auf KI.
  • "Das zeigt einmal mehr, wie offen der Mittelstand für neue Technologien ist und dass er bereit ist, seine Probleme selbst in die Hand zu nehmen“ – Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK.

 

Zu viel Bürokratie, zu wenig Fachkräfte, Innovationsrückgang: Generative Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, bei den Dekaden-Problemen des deutschen Mittelstands zumindest zum Teil für Abhilfe zu sorgen. Das zeigt eine repräsentative Befragung unter mittelständischen Geschäftsführern und Entscheidern im Frühjahr 2024. Zwar löst generative KI nicht alle Probleme, in vielen Bereichen dürfte sie aber durchaus für Entlastung sorgen.

So geben knapp 60 Prozent der Mittelständler an, dass generative KI ihnen bei der Bewältigung von bürokratischen Lasten helfen wird. Vor allem die Baubranche zeigt sich mit einer Zustimmung von 66 Prozent optimistisch. Die Chemieindustrie sieht im Branchenvergleich zwar am wenigsten Potenzial, doch auch hier ist es noch mehr als jeder Zweite. Jedes fünfte Unternehmen geht branchenübergreifend sogar davon aus, generative KI werde einen großen Nutzen hierbei haben. Dabei scheinen vor allem die größeren Mittelständler mit einem Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro von dem Potenzial von KI überzeugt: Drei von vier Firmen glauben, dass sie ihnen hinsichtlich ihrer Bürokratiesorgen hilft – unter den kleineren mit unter 5 Millionen Euro Umsatz ist es nur jede Zweite. 

Besonders stark wollen die Mittelständler bei alltäglichen Arbeitsprozessen auf generative KI setzen. Dazu gehört beispielsweise, sich neue Informationen zu beschaffen oder diese aufzubereiten – 65 Prozent gaben an, dass KI hier hohe Auswirkungen haben dürfte. In der Elektroindustrie und im Ernährungsgewerbe sehen hierfür sogar drei von vier Firmen großes Potenzial.

Generative Künstliche Intelligenz gegen den Personalmangel

Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels muss der Mittelstand dringend seine Produktivität steigern. Auch hierbei könnte generative KI nach Einschätzung der Mittelständler einen Beitrag leisten. Denn 61 Prozent der Befragten erwarten, dass KI zu einer verbesserten Effizienz in den Abläufen ihres Unternehmens führt. Im Metall-, Automobil- und Maschinenbau sind es sogar 66 Prozent, im Agrarsektor hingegen nur 42 Prozent. Doch generative KI könnte nach Auffassung der Mittelständler auch gegen den Fachkräftemangel selbst wirken. 44 Prozent der Unternehmen sagen, dass KI Teile der Arbeit ersetzen wird, die zuvor von Menschen erledigt wurde. Lediglich jeder Zehnte sieht bei der Bewältigung des Fachkräftemangels große Chancen in der KI. Ein Allheilmittel scheint sie daher nicht zu sein.

„Auch wenn generative KI den gordischen Knoten der mittelständischen Zukunftssorgen kurzfristig nicht lösen wird: Dass ein erheblicher Anteil an Unternehmen auf KI setzen will, zeigt einmal mehr, wie offen der Mittelstand für neue Technologien ist und dass er bereit ist, seine Probleme selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK.

Generative KI wird zum Teil heute schon genutzt

Aktuell ist KI allerdings längst noch nicht in jedem Unternehmen implementiert. Je ein Viertel der Mittelständler gibt an, bereits heute Programme zur Recherche von Informationen oder für die Textaufbereitung zu nutzen. Etwas mehr als jeder Zehnte setzt darauf, wenn es um die Aufbereitung und Auswertung von Daten oder die Automatisierung von Unternehmensprozessen geht. Außerdem unterstützt generative KI rund jede zehnte Firma in kreativen Prozessen – beispielsweise, um neue Ideen für Werbung zu generieren. Rund jedes dritte Unternehmen nutzt KI bislang aber noch gar nicht. Darüber hinaus suchen 20 Prozent noch nach dem passenden Einsatzzweck.

„Viele Mittelständler fangen jetzt an, sich mit generativer KI auseinanderzusetzen“, sagt Uwe Berghaus. „Wir haben zuletzt beispielsweise gesehen, dass einige unserer Kunden mit generativer KI Chatbots oder Avatare für ihren Vertrieb entwickelt haben oder in der Qualitätssicherung auf das Können der Programme setzen.“

Um die Lücke zwischen Status quo und der geplanten Nutzung zu schließen, setzen die Mittelständler vor allem auf interne Fortbildungen. Rund ein Viertel plant dies, ein weiteres Viertel will auf externe Beratung zurückgreifen. Die Beteiligung an Netzwerken zur Förderung von Wissen rund um KI ist bei 21 Prozent der Firmen geplant, 17 Prozent wollen mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen kooperieren. Die Incentivierung von Anwendungsfällen und Erfolgen im Unternehmen spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle (5 Prozent). 

Die Studie können Sie hier downloaden.


Über die Sonderumfrage

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 5. März bis 2. April 2024 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen. 

Lisa Unbehaun